Überwachen von Festplatten per SMART – ein Überblick
Ein Industriestandard ist eine feine Sache, weil er eben mit der Technik ausgeliefert wird und still seine Dienste liefert, ohne dass dafür extra ein Programm installiert oder gar gekauft werden müsste. S.M.A.R.T. ist solch ein Industriestandard, seit 1996 durch Kooperation maßgeblicher Festplattenhersteller und unter Windows 95 mit eigenem Treiber im Betriebssystem aktiv. Es soll durch Überwachung von Betriebsparametern die Zuverlässigkeit einer Festplatte einschätzen und möglichst Ausfälle vorhersagen, sobald sich die überwachten Sensorergebnisse unter ein gewisses Level verschlechtert haben. Jedoch sind die Levels für ausgelesene Werte nicht für alle HDD dieselben, sondern werden von den Herstellern für ihre Modelle definiert, wie auch deren Sensoren in den Gehäusen und auf Platinen nicht am selben Ort sitzen, was etwa für Wärmesensoren einen erheblichen Unterschied von einer Marke zur andern machen kann. SMART speichert diese Werte in einem gesonderten Bereich der HDD ab, wo andere Programme nicht schreiben können. Neben Windows selbst gibt es kostenlose wie kommerzielle Tools, die auf diese Daten zugreifen und sie dem Anwender aufbereitet präsentieren. SMART selbst ist immer aktiv, nur die Alarmmeldung zur Festplatten-Analyse beim Hochfahren des Rechners lässt sich per BIOS-Einstellung ausschalten.
Was in der SSD grundsätzlich anders läuft
Zunächst wurde SMART nur für mechanische Festplatten mit rotierenden Datenscheiben konzipiert, jedoch sind inzwischen natürlich auch SSD auswertbar, die lediglich Chips für die Speicherung von Daten verwenden und keine beweglichen Teile wie Scheiben und einen dazugehörigen Lesekopf besitzen, freilich ohne die Details, die explizit mit dem Rotationsbetrieb zu tun haben (wie Drehzahlmessung). Dafür spielt bei SSD der Verschleiß von Flash-Bausteinen die Hauptrolle. In SMART erscheint dazu ein Wert ‚Total LBA Written‚, der multipliziert mit der Blockgröße den aktuellen Wert angibt. Langsam nähert sich dieser dem Herstellerwert, von einem bis zum Tausendfachen der Speicherkapazität angesetzten Wert, als Haltbarkeitsmaximum. Jüngere Modelle sorgen vor, indem sie bei Erreichen der letzten Reserve in einen Modus übergehen, in dem nur noch gelesen werden kann. Das nutzt der Anwender dann, um sie für eine letzte Klon-Operation auszulesen. Starten lässt sich Windows mit einer SSD in diesem Zustand schon nicht mehr. Ältere SSD gestatten durch Monitoring des ‚Current Pending Sector‘ Wertes eine Qualitätsaussage. Dann werden Sektoren für eine Neualloziierung gesucht, aber nicht gefunden.
Einige für Sie interessante Überwachungsdetails
Eine herkömmliche Festplatte bekommt defekte Sektoren markiert, die somit von weiterer Nutzung ausgeschlossen sind, damit auf ihnen keine Daten verloren werden können; SMART zählt sie mit. Moderne HDDS haben Selbsttests integriert, die nicht erst auf Eingabe des Nutzers warten, um ihren Zweck zu erfüllen. Teils im laufenden Betrieb, teils im Ruhezustand gesammelte Werte werden in einem Flash-Speicher der HDD Platine abgelegt. Für die Präsentation werden Sie jedoch wie erwähnt ein Programm benötigen, das die Daten des Flash-Speichers für Sie aufruft. Auf welche Werte lohnt es sich zu achten? Da ist die ‚Old Age‚ Angabe, die die abgelaufenen Betriebsstunden in Relation zu Herstellerangaben kommentiert. ‚Pre-Fail-Werte‚ versuchen sich in der Prognose eines Ausfalls und sind darum interessant. Dreistellige Zahlen bei der ‚Zahl neu alloziierter Sektoren‚ sind ebenfalls eine kritische Aussage, wenn diese auch nie ganz zu vermeiden sind, bis zu ein paar Dutzend aus der Reserve neu zugewiesenen, tolerierbaren Sektoren.
Am meisten im täglichen Betrieb werden Sie auf Lesefehlerrate und Suchfehler (‚Raw Read Read Error Rate‚ bzw. ‚Seek Error Rate‚) achten wollen, diese Fehler haben speziell mit Lesekopf und Magnetscheibenproblemen zu tun. Mit dem Antriebsmotor haben die Werte von ‚Spin Retry Count‘ und ‚Spin Up Time‘ zu tun. Das ist pure Mechanik und kann mit keiner Software der Welt ausgeglichen werden. Vorsicht bei Tablets und kleinen Notebooks mit älteren Atom- oder Celeronprozessoren, die mit MMC-Flash-Speicher statt SSD ausgestattet auf den Markt kamen. SMART wird von diesen nicht unterstützt. Ist der Flash-Speicher verschlissen, erfolgt keine Warnung. Ebenfalls unter reinen USB-Festplatten kann man Modelle finden, die nicht mit SMART arbeiten.